„Alpinist – ein männliches Wort?“ Die Integration der Frauen in den Alpinismus in der Schweiz
Angeseilt an der Weiblichkeit

Nicole Berthod, Bergführerin aus Bramois, entdeckt das Bergsteigen in der Familie, initiiert von ihren Brüdern und ihrer Schwester. Sie erhält 2013, im Alter von 25 Jahren, ihr Bergführerdiplom und sieht diese Anerkennung als persönliche Herausforderung:
“Ich wollte mich testen, mich herausfordern – aber auch zeigen, dass es jede und jeder schaffen kann!“
In den letzten Jahren schätzt Nicole die Frauenseilschaften, die ihr eine neue Möglichkeit bieten, ihre Leidenschaft zu teilen.
Bild: Südwand des Mont Blanc am Pilier rouge du Brouillard, 2024 © Nicole Berthod
Alpinismus, zwischen Ethik und Ästhetik
Nicole definiert den Alpinismus als eine facettenreiche Tätigkeit, die sich nicht allein auf die körperliche Leistung reduzieren lässt. Er ist geprägt von den natürlichen und kulturellen Umgebungen, in denen er stattfindet. Der Alpinismus wird sowohl von ethischen Werten geleitet – wie dem Respekt gegenüber der Umwelt – als auch von ästhetischen Werten:
„Im Alpinismus spielt die Schönheit eine zentrale Rolle – sowohl die Schönheit einer Linie als auch die Schönheit der Bewegung.“
Diese Praxis hat zudem eine soziale Seite, in der die Seilpartner zur Schönheit des gemeinsamen Erlebnisses beitragen.
Seit wann sind Frauen im Schweizer Alpen-Club (SAC) zugelassen? Bei der Gründung des SAC im Jahr 1863 nahmen einige Sektionen Frauen auf, andere nicht. Nach dem offiziellen Ausschluss der Frauen im Jahr 1907 wurde 1918 in Montreux der Schweizerische Frauen-Alpenclub (SFAC) gegründet. Schliesslich fusionierte der SFAC im Jahr 1980 mit dem SAC -ein bedeutender Schritt zur offiziellen Aufnahme der Frauen in den Club. |

“In der Gegend von Orny und Trient findeich die Berge sehrästhetisch, durch die Art des Gesteinsund die Typologie der Berge. Ichmag die Energie des Granits und die Vegetation, die sich davon unterscheidet.”
Im Jahr 2024 eröffnen Nicole und ihr Bruder Didier „Toune d‘ Automne“, eine neue Route an der Ostseite des Petit Clocher du Portalet. Ein gleichnamiger Film erzählt dieses Abenteuer.
Man spricht vor allem vom Bergsteigen, wie sieht es mit dem „zurückkommen“ aus?
Wie kehrt man von einer Bergtour zurück, sowohl körperlich als auch mental? Wie nimmt man sein Leben wieder auf, nachdem man ein Lebensprojekt abgeschlossen oder einen Seilgefährten verloren hat? Dieser Aspekt des „Zurückkommens“ wird noch immer kaum erzählt… |